Indianische Töpferei
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Indianische Töpferei – Spiegelbild einer Kulturentwicklung


Die überwältigende Fülle vor- und frühgeschichtlicher Keramik, deren Scherben vielerorts zu regelrechten Hügeln, sogenannten “kitchen middens“ oder “trash mounds“ aufgetürmt sind, zählt zu den aufschlussreichsten und frühesten Spuren, die indianische Frühkulturen uns in Nordamerika hinterlassen haben. Charakteristik von Formgebung und Dekor, Eigentümlichkeiten des Aufbaus und der Brenntechnik gestatten der amerikanischen Archäologie mit Hilfe der Keramikfunde – deren früheste etwa 5.000 v. Chr. datiert – ein inzwischen fast lückenloses Zeitraster einer Kulturgeschichte der Indianer Nordamerikas zu bilden.

Die herausragende Bedeutung indianischer Keramik in der Vergangenheit hängt auch damit zusammen, dass Töpferei und Brenntechnik zu den wirklich wenigen “technologischen“ Entdeckungen der Ureinwohner Noramerikas zählten. Während, wie US Archäologen als sicher annehmen, die Technik der Keramikherstellung in Nordamerika wenigstens viermal zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten “erfunden“ wurde, blieb z.B. die Wirkungsweise des Rades unentdeckt oder die Gewinnung und Handhabung von Metall auf wenige unbedeutende und nicht fortentwickelte Einzelfälle beschränkt. Die Begegnung mit den “zivilisatorischen Segnungen“ der Europäer brachte einen radikalen Bedeutungswandel für dieses Handwerk. Behältnisse und Geschirre aus Metall brachten die Alltagstöpferei zu Erliegen. Gleichzeitig aber führte die beeindruckende Schönheit indianischer Keramik zu einer zunehmenden Nachfrage nach kunsthandwerklicher Töpferware für nichtindianische Abnehmer.
 

Die Töpferzentren heute

Die zeitgenössische Töpferkunst im Südwesten der Vereinigten Staaten schöpft ihre handwerklichen Techniken und Gestaltungsvielfalt aus einer mehr als 1.600 jährigen regionalen Tradition. Begründet wurde sie einerseits durch das alte Volke der Hohokam im südlichen Arizona (Hohokam bedeutet in der Sprache der heutigen Puna Südarizonas “die Verschwundenen“ (ca. 300 bis 100 v. Chr.)).

Die Kultur der Anasazi, in der Navajo Sprache “die Alten“ hatte ihren Beginn etwa zur Zeitenwende, nördlicher gelegen, im Raum des heutigen Navajo Reservates und im Rio Grande Gebiet. Frühe Fundstücke belegen, dass Keramiken von klassischer Formschönheit und Dekoration als Vorratskrüge, Kochgefäße oder Zeremonialgefäße, z.B. als Grabbeigabe, Urnen oder Opferschalen verwendet wurden. Etwa 900 n. Chr. entstanden, die auch heute noch typische weißgrundigen mit schwarzen geometrischen Mustern versehenen Gefäße. Funde aus dem Mimbres Tal (südlich Neu Mexiko) belegen, dass in diesem Zeitraum aber auch schon polychrome Keramiken mit besonders kunstvollen Bildmotiven verziert wurden. Kennzeichnend für die gesamte Vielfalt der Keramikfunde ist, dass sie – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – ohne Glasuren hergestellt worden sind.

Typisch ist weiterhin, dass Gefäße in verschiedenen Techniken “aufgebaut“ aber niemals auf der Töpferscheibe gedreht wurden, da die Indianer keine Drehscheibe kannten. Moderne Töpferei, wie sie heute für den Handel oder Verkauf an Touristen hergestellt wird, ist zu einem großen Teil noch in der gleichen Weise hergestellt, wie die historischen Stücke. Gerade das macht sie so wertvoll.

Zu diesem klassischen Typus indianischer Töpferkunst gesellt sich heute zunehmend eine Gruppe moderner Keramikware, die sich u.a. wegen ihrer geringen Größe und kleinen Preises und ihres indianischen Colorites als typische Reiseandenken eignen. Vor allem Navajos stellen eine Vielfalt an Vasen und Gefäßen, auf Töpferscheiben gedreht und mit einer Innenglasur versehen, her. Verziert werden sie mit navajotypischen Sandmalereien aber auch mit dem klassischen Dekor, wie es für die antike Anasazikeramik typisch war. Die modernen Herstellungsverfahren machen diese Töpferei größeren Käuferschichten zugänglich.

 

Die drei bedeutendsten Zentren klassischer Töpferei Neu Mexikos
wollen wir hier sehr kurz skizzieren:

 

1. Acoma

Acomavon dem indianischen Wort Akome – was soviel heißt wie Volk auf dem weißen Felsen. Die kleine Siedlung liegt auf einem Tafelberg und wetteifert mit dem Hopi Pueblo Oriabi um den Titel älteste bewohnte Siedlung der USA. Bewiesen ist, dass Acoma vor mehr als 1000 Jahren erstmals besiedelt wurde und damit älter als Berlin ist. 1540 fand die erste Begegnung mit Teilnehmern der Coronado Expedition des ersten spanischen Eroberungsversuches in Nordamerika statt.
In die traurige Geschichte dieser Begegnung ging Acoma ein, als 1599 eine sogenannte Strafexpedition der spanischen Besatzerarmee in einem 3tätigen Kampf das Acoma Pueblo eroberten und mehrere hundert Indianer gefangen nahm und auf Scheiterhaufen verbrannte. Heute ist Acoma hauptsächlich bekannt durch seine wunderschönen Töpferarbeiten in der sogenannten “thin-walled-Methode“ gefertigt. Auf weiß gebranntem Ton werden Gefäße nach historischen Vorbildern geformt und mit rostbraunen und schwarzen Naturfarben bemalt. Typisch sind geometrische Muster mit handschraffierten Flächen, in die oft Blumen und Tiermotive integriert sind.

 

2. San Ildefonso

wird ebenfalls von Tewa bewohnt, die sich als direkte Nachfahren der Bewohner Cliffdwelling von Mesa Verde betrachten. In ihrer Tewa Sprache heißt ihr Pueblo „Pokwoge“, was soviel bedeutet wie – wo das Wasser hindurch schneidet. Wie die Santa Clara Tewa sind sie um 1300 in ihr heutiges Siedlungsgebiet eingewandert. Heute leben kaum mehr als 500 Menschen in San Ildefonso. In die verschiedenen Auseinandersetzungen mit den Spanische Okkupanten waren sowohl die Santa Clara als auch die San Ildefonso Tewa während der bereits erwähnten sogenannten Puebloaufstände verwickelt. Wie die Hemis fanden auch die verschiedenen Tewa Stämme nach verlustreichen und verzweifelten Kämpfen um ihre Unabhängigkeit Unterschlupf bei anderen Völkern, vor allem den Hopi.

Erst 1702 ließen die Spanier wieder eine Besiedlung San Ildefonso durch Tewa zu. Es folgten allerdings glücklose Zeiten, die geprägt waren durch eine verheerende Pockenepidemie und fortwährende Unterdrückung ihrer Religionsausübung. San Ildefonso wurde zur gespenstischen Szenerie einer ganzen Reihe von Hexenprozessen, die stets mit der Kreuzigung oder Verbrennung der Widerspenstigen durch den spanischen Klerus endeten. Wie auch in anderen Pueblos – vor allem auch bei den Hopi – kam es um die Jahrhundertwende zu einer inneren Spaltung in sogenannte religiöse Traditionalisten, die sich weiterhin jedweden Assimilierungsversuchen widersetzten und den weltlich orientierten und zivilsatorischen Einflüssen gegenüber Aufgeschlosseneren. Da es indianischer Lebenauffassung zutiefst widersprechen würde, Meinungsverschiedenheiten um die Lebensgestaltung einer Gemeinschaft etwa per Mehrheitsentscheidung gegenüber Minderheiten – wie wir sagen würden – demokratisch zu lösen, teilte man San Ildefonso in zwei Siedlungsbereiche selbstbestimmter Lebens- und Religionsgestaltung. Die für San Ildefonso typische “black pottery“ geht auf frühe Keramikfunde in den Ruinen des Pajarito Plateaus zurück. In der School of American Research, Santa Fe, wurde in Experimenten versucht, die frühe Töpfertechnik nachzuvollziehen. Damit war man so erfolgreich, dass die Herstellung solcher Töpferwaren schon bald die wichtigste wirtschaftliche Einnahmequelle des Pueblos wurde. Mit Maria und Julian Martinez 1919 begann die Herstellung von “black polish were“ mit matten schwarzen Designs.

 

3. Santa Clara

Nach ihrer Überlieferung sind die Tewa Indianer aus dem Sip ophe einem kleinen See in einem Sanddünengebiet in der Nähe Alamosa, Colorado aufgetaucht. Santa Clara ist eines von sechs Tewa sprechenden Pueblos in Neu Mexiko und wurde im 14. Jahrhundert gegründet und hat eine ähnliche Geschichte wie die bereits erwähnten Pueblos. Auch hier ist die traditionelle Landwirtschaft heute fast bedeutungslos und die meisten jungen Tewa gehen einer Lohnarbeit nach und sind abgewandert, z.B. nach Los Alamos. Berühmt ist für Santa Clara typische schwarze polierte Töpferei. Schätzungsweise 70 bis 80 Frauen und Männer stellen heute eine große Anzahl von Krügen, Schalen und Urnen in einer endlosen Formen- und Dekorvielfalt her und sichern durch den Verkauf der begehrten Keramik den Lebensunterhalt ihrer Clans.

 

Im folgenden Glossar wollen wir einige Erläuterungen zu Fachbegriffen und Namen bringen:

 

Carbon Paint

Schwarze Naturfarben, die durch Verkohlung von Pflanzen oder Knochen gewonnen werden.

 

Mineral Paint

Farben, die aus Mineralien, wie Hematit, Türkis, Buntsandstein gewonnen werden.

 

Oxygen reducing atmosphere

Im Brennofen wird eine Atmosphäre erzeugt, in der die Feuerung durch Minderung der Luftzufuhr gedrosselt wird. Zu feinem Pulver gemahlener Tierdung wird in den Ofen gegeben. Der entstehende Rauch und Kohlenstaub färbt den Ton schwarz.

 

Oxydizing atmosphere

Im Brennofen wird ein offen brennendes Feuer mit reichlicher Luftzufihr entfacht. Je nach Grundmaterial bleibt der Ton weiß bis terracottafarben.

 

Polishing

Das trockene Rohgefäß wird mit einem „Slip“ versehen. (Überzug aus feinstem aufgeschäumten Ton in der gewünschten Färbung). Dieser Tonfilm wird in mühevoller Arbeit mit einem glatten Kieselstein oder Pipestone (Calinit) solange abgerieben bis die Oberfläche absolut glatt und glänzend wird.

 

Polychrome

Verwendung von drei und mehr Farben.

 

Red Styl

Töpferei, die aus rotem Ton in einem Oxydationsbrand hergestellt wird.

 

Scraping and Sanding

Scraping ist die Technik, die aus Tonrollen aufgebauten welligen Oberflächen mit Hilfe eines getrockneten Kürbisstückes zu verstreichen, abzuschaben und die konstruktionsbedingte Wellenstruktur zu glätten. Wenn das Gefäß getrocknet ist, wird mit einem Bimsstein die Oberfläche bearbeitet (sanding) und so für das slipping und polishing vorbereitet.

 

Sgraffito

In den aufgebrachten getrockneten Slip werden vor dem Brand Muster eingekratzt, die die Farbe des Tones unter dem Slip wieder zum Vorschein bringen. Heute erzielen manche Töpfer diesen Effekt erst nach dem Brand.

 

Temper

Verschieden natürliche Mineralien wie Sand, gemahlenen Tonscherben werden den Ton beigemischt, damit er leichter trocknet und verarbeitbar wird. Durch Temper verhindert man auch den sogenannten Temperaturschock, das zerspringen oder Reißen der Gefäße bei einem raschen Brennvorgang.

 

Titelbild: Vase Mountain Moose (Acoma Pottery Art)
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